Browningia hertlingiana (Buxbaum 1965)

 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Azureocereus hertlingianus und var. nobilis, Azureocereus nobilis, Clistanthocereus hertlingianus;
Heimat: Südl.-zentrales Peru; Ayacucho und Huancavelica; in den Tälern des Rio Apurimac und des Rio Mantaro in 1800m-2000m(-2500m?) Höhe;
Wuchsform: baumförmig, meist einen bis zu 1m hohen Stamm ausbildend, darüber wenig verzweigend (die Seitentriebe nicht erneut verzweigend), bis 8m (selten bis 10m) hoch; Triebe hell blaugrün bis (insb. in jungen Jahren) intensiv bläulich, aufrecht, mit ca. 18 (oder mehr) Rippen, diese gerade, die Ränder (leicht) wellig (um die Areolen herum breiter) und teils durch Querfurchen in höckerartige Segmente unterteilt (im Alter bisweilen völlig in Höcker aufgelöst), bis 30cm im Durchmesser;
Bedornung: Areolen leicht eingesenkt; noch nicht blühfähige Triebe mit 4-10 Randdornen, diese gelblich(-grau), teils mit bräunlichen Spitzen, bis 4 davon etwas kräftiger und länger, die restlichen feiner und kürzer; sowie mit 1-3 Mitteldornen, diese wie die Randdornen, jedoch kräftiger und bis 8cm lang; an älteren Trieben der blühfähige Teil mit bis zu 30, nicht in Rand- und Mitteldornen unterscheidbaren Dornen, diese gelblich, borstenartig und biegsam;
Blüte: weiß (selten leicht rosa), röhrenförmig, die gerade bis leicht gebogene Röhre dicht mit recht großen, grünlich-braunen oder rotbraunen bis fast schwarzen Schuppen bedeckt, deren Ränder meist schwarz bewimpert sind, scheitelnah (selten etwas tiefer) und oft in Kränzen um die Triebe herum erscheinend, nächtlich, bis 7cm lang und bis ca. 4cm im Durchmesser;
Frucht: eintrocknend, nicht abfallend, erst lange nicht, später dann unregelmäßig öffnend (siehe unter Bemerkungen), bis 2,5cm im Durchmesser; Samen glänzend schwarz, bis 1,6mm lang und bis 1,2mm im Durchmesser;
Bemerkungen: Über diese hübsche, jedoch recht groß werdende Art ist - obwohl sie durchaus in Kultur anzutreffen ist - nicht sehr viel bekannt. Lediglich die für Kakteen eher ungewöhnliche Art der Fortpflanzung wurde von F. Ritter (1981) gut dokumentiert. So verbleiben die reifen Früchte an den Trieben ohne dabei aufzuplatzen. Stattdessen trocknen sie dort ein. Die Samen überdauern so die Trockenzeit, geschützt vor Fressfeinden, innerhalb der nun sehr festen Hülle der trockenen Frucht. In der folgenden Regenzeit beginnen die Früchte dann zu verfaulen, wodurch die Samen freigesetzt werden und dann sogleich optimale Bedingungen zum Keimen vorfinden. D. Hunt (2006) stellt zudem Browningia viridis als Synonym zu der hier vorgestellten Art. Ihr Vorkommen liegt ca. 70 Kilometer weiter südöstlich in den Flußtälern des Rio Pampas und des Rio Pacacocha im Grenzgebiet der Provinzen Apurimac und Ayacucho. Die Verbreitungsgebiete der beiden Arten sind jedoch durch über 4000m hohe Berge getrennt. Beide Arten sind gewiss nahe miteinander verwandt, jedoch unterscheidet sich Browningia viridis von Browningia hertlingiana durch die schlankeren, auch in jungen Jahren mehr grünlichen Triebe mit nur 12-14 Rippen (und nach D. Hunt (2006) auch durch die bis zu 20, nur bis 2cm langen Dornen - wobei sich diese Beschreibung auf den blühfähigen Teil älterer Triebe beziehen könnte). Zudem platzen ihre Früchte vor dem Eintrocknen auf (der Samen verbleibt dabei trotzdem in der Frucht, da auch das Fruchtfleisch eintrocknet und dabei hart wird). Sehr wahrscheinlich zeigt die Abbildung 126.3 in D. Hunt (2006) Browningia viridis (schon der Entstehungsort des Photos spricht dafür). Bei einer genaueren Betrachtung der Abbildung fällt nicht nur auf, dass die Triebe grün sind, sondern auch, dass sich die Pflanzen früher verzweigen und dass sich auch die Seitentriebe erneut verzweigen. Womöglich sind dies weitere Merkmale, in welchen sich Browningia viridis von Browningia hertlingiana unterscheidet (allerdings könnte beides auch durch eine größere Verfügbarkeit von Nährstoffen oder / und Wasser verursacht werden). Zur Kultur der Gattung Browningia ist ebenfalls nicht all zu viel bekannt. Einige Tips (insb. zur Aufzucht von Sämlingen und Jungpflanzen) gibt H. Wittner in KuaS 5/2006. Wichtig scheint hier vor allem, dass die Kombination aus Nässe und kühlen Temperaturen unbedingt vermieden wird. Darüber hinaus legen die Pflanzen bei Trockenheit eine Wachstumspause ein. Ist dies der Fall, dann sollte man nicht versuchen, sie durch Wässern wieder zum Wachstum anzuregen, da sonst der Verlust der Pflanzen droht. Es ist besser zu warten, bis sie von alleine wieder mit dem Wachstum beginnen. Die Bilder zeigen eine Pflanze aus dem Botanischen Garten München, die zwar mit "Browningia viridis" beschriftet ist, von der wir aber glauben, dass es sich dabei um Browningia hertlingiana handelt.
Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 96; E. Haustein (1998), S. 76 (Abb. S. 75); H. Hecht (1991), S. 233 (Abb. S. 232); D. Hunt (2006), S. 36 (ohne Abb., da Abb. 126.3 die hier getrennt behandelte Browningia viridis zeigt); KuaS 5/2006, S. 127 ff.; F. Ritter (1981), Band 4, S. 1318 f. und S. 1322 f.;