Gymnocalycium oenanthemum (Backeberg 1934)

 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Gymnocalycium ambatoense, Gymnocalycium carminanthum und var. montanum, Gymnocalycium tillianum;
Heimat: Argentinien; Catamarca; in der Sierra Ambato an felsigen Stellen zwischen Gras und unter Büschen in 500m bis ca. 3500m Höhe (mit einem dicken Fragezeichen; siehe unter Bemerkungen);
Wuchsform: einzeln; Körper matt (dunkel- oder blau- bis grau-)grün (bei sehr sonnigem Stand bisweilen rötlich-braun), (flach- bis gedrückt-)kugelig, mit 6-18 (selten bis über 20) Rippen, diese meist gerade (selten leicht schräg herablaufend), die Ränder gerade bis (insb. im Alter) wellig, bis ca. 1cm hoch (im unteren Bereich des Körpers flacher) und bis 4cm breit, durch (recht) flache Querfurchen in ca. 1,5cm-2cm lange Segmente oder Höcker unterteilt, diese (insb. im oberen Bereich des Körpers) mit kantigen (bei "G. ambatoense" mehr abgerundeten) Erhebungen unterhalb der Areolen, in zahlreiche, recht kurze, leicht rübenförmig verdickte Wurzeln übergehend, bis 10cm hoch und bis 17cm im Durchmesser;
Bedornung: Areolen (länglich-)oval, insb. anfangs dicht mit weißlicher bis gelblicher Wolle bedeckt (diese später weniger und schmutzig-(schwarz-)grau werdend), bis 1,5cm lang und bis 7mm breit; mit 5-11 Randdornen, diese im Neutrieb von (gelblich- und rötlich-)braun bis fast schwarz, später durch das Ausbilden von Trichomen (diese nur zur Spitze hin fehlend) rosa- bis rötlich-grau mit dunkler Spitze, im Alter meist weißlich-grau, pfriemlich, teils mit verdickter Basis, meist rund bis oval (selten kantig), kräftig, steif, gerade bis leicht (oft zum Körper hin) gebogen, anliegend bis (leicht) abstehend und bis 3cm (selten bis 4cm) lang; Mitteldorn fehlend oder mit 1-3, diese(r) abstehend, gerade oder (leicht) nach oben gebogen, ansonsten wie die Randdornen (jedoch bei "G. ambatoense" bis 5cm und bei "G. carminanthum" vereinzelt bis 8cm lang);
Blüte: meist von rosa-rot über hell- und leuchtend rot bis (hell) weinrot (teils mit dunkleren Mittelstreifen) (selten weiß), bei "G. ambatoense" oft weiß(lich) (teils mit feinen, olivgrünen bis (hell) pinkfarbenen Mittelstreifen) mit rötlichem Schlund (jedoch gibt es mit "BKS 114" mind. einen Standort, an dem "G. ambatoense" in Rottönen blüht), (breit) glockenförmig bis kurz trichterförmig, scheitelnah, bis 5cm lang und bis 6cm im Durchmesser;
Frucht: von hell- und oliv- über dunkelgrün bis grünlich-braun, leicht bereift, breit- bis abgeflacht-kugelig oder birnenförmig, von der Basis aus vertikal aufreißend, bis 1,7cm lang und bis 2,3cm im Durchmesser; Samen matt (rötlich-)braun oder schwarz-braun bis schwarz, kugelig bis hutförmig mit deutlich abgewinkeltem Hiliumsaum, die Oberfläche mit winzigen, kugeligen Warzen besetzt, ca. 1mm lang und im Durchmesser;
Bemerkungen:

Die hier vorgestellte Art fällt vor allem durch ihre hübschen, zumeist in unterschiedlichen Rottönen gefärbten Blüten auf. Allerdings blühen nicht alle Pflanzen rötlich. So zeigte sich bei der Aufzucht von aus Samen der Feldnummer "BKS 113" (Los Angeles, Catamarca) gezogenen Pflanzen, dass (laut J. Piltz) ein kleiner Prozentsatz der Pflanzen weiß blüht (B. Schweitzer, pers. comm.). Zudem tanzt "G. ambatoense" mit seinen oft weiß(lich) gefärbten Blüten ein wenig aus der Reihe (wobei es mit "BKS 114" einen in nur 835m Höhe gelegenen Standort von "G. ambatoense" gibt, an dem die Pflanzen in Rottönen blühen (B. Schweitzer, pers. comm.)). Dabei fällt auf, dass es in der Umgebung von San Fernando del Valle de Catamarca (meist mit "Catamarca" abgekürzt) ab einer gewissen Höhe zahlreiche Kakteenarten gibt, die rot blühen - darunter einige, die an anderen Standorten eigentlich in anderen Farben blühen (z. B. Echinopsis (Lobivia) aurea, Parodia mammulosa und Parodia microsperma). Diese Anpassung (vermutlich an eine rote Blüten bevorzugende Bienenart) ist auch bei Gymnocalycium oenanthemum zu beobachten. So blüht der im südlichen Bereich des Verbreitungsgebiets in nur 500m-1100m Höhe vorkommende "G. ambatoense" oft weiß(lich) (mit rötlichem Schlund), während die anderen, aus größeren Höhen stammenden Formen von Gymnocalycium oenanthemum meist in verschiedenen Rottönen blühen. Dabei wird in der Literatur als obere Grenze der Verbreitung eine Höhe von 3500m angegeben. Diese Angabe stammt aus W. Rauschs Erstbeschreibung von "G. tillianum" (in KuaS 4/1970). Somit wäre Gymnocalycium oenanthemum die Gymnocalycium-Art mit dem höchstgelegenen Vorkommen. Allerdings schreibt G. Charles über Gymnocalycium ritterianum, der laut Erstbeschreibung ebenfalls auf bis zu 3500m Höhe wachsen soll, dass kein Gymnocalycium in solch großer Höhe vorkomme (G. Charles (2009), S. 199). Dazu ergänzt B. Schweitzer (pers. comm.), dass W. Rausch keinen Höhenmesser hatte, sondern sich durch Schätzungen im Vergleich zu bekannten Höhenpunkten orientierte. Diese Höhenangabe ist daher mit einem großen Fragezeichen zu versehen. Fraglich ist zudem die Angabe von J. Piltz, der Gymnocalycium oenanthemum auch in der Sierra de Velasco (La Rioja) gefunden haben will (J. Pilbeam (1995), S. 116) (eine Verwechslung mit einer Form von Gymnocalycium hossei?).

Tatsächlich sind dies nicht die ersten Unklarheiten in Zusammenhang mit der hier vorgestellten Art. So stammt die Erstbeschreibung aus der Feder von Backeberg (aus dem Jahr 1934). Als Herkunft gab er dabei "Mendoza (Argentinien)" an. In einem späteren Werk (aus dem Jahr 1959) änderte er diese Angabe in "Mendoza?, Cordoba?". Offensichtlich war Backeberg die Herkunft der von ihm beschriebenen Pflanzen unbekannt (später wird F. Ritter seine in Catamarca gesammelte Feldnummer "FR 437" als Gymnocalycium oenanthemum identifizieren und so die Herkunft klären). So ist es verständlich, dass W. Rausch (trotz der bereits von ihm erkannten Ähnlichkeit der von ihm entdeckten Pflanzen mit Backebergs Gymnocalycium oenanthemum) zu der Überzeugung kam, er habe mit seinem "G. tillianum" aus der Sierra Ambato (Catamarca) eine neue Art entdeckt. Weniger verständlich ist hingegen, dass H. Borth + H. Koop nur sechs Jahre später (womöglich ungültig) ähnliche, ebenfalls rötlich blühende Pflanzen aus der Sierra Ambato als "G. carminanthum" (in KuaS 4/1976) neu beschreiben (wobei unklar bleibt, ob sie die beiden älteren Beschreibungen kannten, da sie in ihrem Artikel weder eine Begründung noch einen Vergleich mit anderen Gymnocalycium-Arten liefern). Weitere vier Jahre später folgt dann die Beschreibung von "G. ambatoense" durch J. Piltz (in KuaS 1/1980). Diese Pflanzen sind insofern interessant, als dass ihr Vorkommen nahe an die Verbreitungsgebiete von Gymnocalycium glaucum ssp. ferrarii und Gymnocalycium hossei heranreicht. Tatsächlich finden sich in dieser Gegend Pflanzen von "G. ambatoense" mit dünneren und längeren Dornen. Womöglich findet hier ein Genaustausch zwischen "G. ambatoense" und Gymnocalycium glaucum ssp. ferrarii oder / und (insb.) Gymnocalycium hossei statt (alle drei gehören der Untergattung Scabrosemineum an). Ausgesprochen ähnlich ist zudem Gymnocalycium nigriareolatum, dessen Verbreitungsgebiet östlich an das von Gymnocalycium oenanthemum angrenzt. Er unterscheidet sich von der hier vorgestellten Art nur durch die eher etwas geringere Rippenzahl (nur bis 16), die mehr rundlichen Areolen, die meist weiß(lich)en Blüten mit grünlichem bis rötlichem Schlund (allerdings gibt es mit "fa. carmineum" auch eine rötlich blühende Form), die kleineren Früchte und das etwas weiter östlich gelegene Vorkommen in niedrigerer Höhe (nur bis 1500m). Leider finden sich in der Literatur keinerlei Informationen darüber, wer die nächsten Verwandten von Gymnocalycium oenanthemum sind. Die naheliegendste Vermutung ist (unserer Meinung nach) jedoch Gymnocalycium nigriareolatum, der ebenfalls der Untergattung Scabrosemineum angehört (siehe dazu die Bemerkungen bei Gymnocalycium nigriareolatum).

In Kultur ist Gymnocalycium oenanthemum problemlos, wächst jedoch recht langsam. Für das Substrat ist dabei eine überwiegend mineralische Mischung zu bevorzugen. Darüber hinaus werden regelmäßige Wassergaben in der Wachstumszeit und ein nicht zu sonniger Stand empfohlen. Die Bilder zeigen zwei Pflanzen aus unserer Sammlung, wobei wir die erste (Bilder 1-3) unter dem Namen Gymnocalycium oenanthemum und die zweite (Bilder 4-6) als "G. tillianum" erhielten.

Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 309 f., S. 313, S. 322 + S. 328 f.; G. Charles (2009), S. 176 ff.; E. Haustein (1998), S. 182 f.; D. Hunt (2006), S. 126, S. 131 + S. 134 (Abbs. 278.4-5); KuaS 4/1970, S. 66; KuaS 4/1976, S. 73 ff.; KuaS 1/1980, S. 10 ff.; KuaS 2/1987, Karteikarte 1987/5; KuaS 11/1988, S. 270; D. Metzing (2012), S. 70 f.; J. Pilbeam (1995), S. 38, S. 55 f., S. 116 + S. 147 f.; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 62, S. 64 + S. 72;