Stenocereus alamosensis (A. C. Gibson + K. E. Horak 1979)

 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Stenocereus alamosensis var. sonorensis, sowie unter den Gattungsnamen Cereus und Rathbunia (Cereus / Rathbunia alamosensis, Rathbunia alamosensis var. sonorensis, Rathbunia neosonorensis und Cereus / Rathbunia sonorensis im Sinne von Runge und Gürke, jedoch nicht im Sinne von Schumann; siehe TCE Nr. 16 (6/2016));
Heimat: Nordwestl. Mexiko; Sinaloa und Sonora (nach A. C. Gibson + K. E. Horak (1979) südl. bis Colima);
Wuchsform: strauchförmig, basal reich sprossend und so ausladende Dickichte mit bis zu 8m im Durchmesser formend, die Triebe anfangs aufrecht, später meist übergebogen und bei Bodenberührung an der Triebspitze erneut wurzelnd, bis 4m hoch; Triebe (bläulich- bis dunkel-)grün (bei sehr sonnigem Stand manchmal rötlich-braun überlaufen), mit 5-8 Rippen, diese gerade oder spiralförmig den Körper herablaufend, stumpf, durch schwach bis deutlich ausgeprägte Querfurchen in (flache) Höcker unterteilt (auf welchen die Areolen sitzen, diese manchmal etwas nach oben gekippt), die Ränder leicht wellig (um die Areolen herum breiter), bis 1cm hoch, die Triebe bis 3m lang und bis 8cm im Durchmesser;
Bedornung: Areolen rund(lich), anfangs dicht mit (schmutzig-)weißem Filz bedeckt, teils leicht eingesenkt; mit ca. 11-18 Randdornen, diese weiß(lich) mit dunkler Spitze, nadelförmig, meist gerade (selten leicht gebogen), anliegend bis wenig abstehend, strahlend angeordnet und bis 2,2cm lang; sowie mit 1-4 Mitteldornen, diese(r) wie die Randdornen, jedoch weiß(lich) bis hellgrau mit dunkler Spitze, (etwas) kräftiger (teils besonders der zentrale), nadelförmig bis (insb. der zentrale) pfriemlich, teils mit leicht verdickter, dunklerer Basis, (etwas) abstehend (die oberen oft schräg aufrecht stehend oder zur Seite gerichtet) und bis 5cm lang;
Blüte: (hell) rosa bis rot, schlank röhrenförmig und nur zur Spitze hin leicht erweitert bis schlank trichterförmig, die Röhre leuchtend (rosa-)rot und mit wenigen, teils etwas helleren Schuppen besetzt, die Blütenblätter stark zurückgebogen, aus älteren Areolen entlang der Triebe erscheinend, bis 10cm lang und bis 3cm im Durchmesser; in Kultur in Mitteleuropa liegt die Blütezeit im Juni und Juli;
Frucht: rot, kugelig, ohne oder mit "Gruppen" aus je 5-6 weißen Dornen (evtl. die Dornen bei Reife abfallend), der Blütenrest ausdauernd, bis 4,5cm im Durchmesser; Samen glänzend schwarz, die Oberfläche relativ glatt (mit nur wenigen, flachen, unregelmäßigen Vertiefungen);
Bemerkungen: Die hier vorgestellte Art bildet große Dickichte und ist (besonders außerhalb der Blütezeit) wenig attraktiv, weshalb sie nur selten kultiviert wird. In Kultur wird man auch kaum die interessanteste Eigenschaft dieser Art beobachten können, nämlich wie die Pflanzen "wandern": So beginnen die Triebe mit zunehmender Länge sich überzubiegen, bis die Triebspitze den Boden erreicht. Dort wurzelt sie an und bildet neue Sprosse, die sich mit zunehmender Länge erneut überbiegen. Dadurch bilden die Pflanzen große Dickichte und sind theoretisch auch in der Lage, im Laufe der Jahre größere Strecken zurückzulegen (allerdings ist uns aus der Literatur kein Beitrag bekannt, der letzteres belegen würde). Interessant sind zudem die ungewöhnlichen Blüten mit ihren intensiv (rosa-)rot gefärbten Röhren. Stenocereus alamosensis ist (im Gegensatz zu vielen anderen Arten der Gattung Stenocereus) tagblühend und wird durch Kolibries bestäubt. Anhand der charakteristischen Blüten lässt sich eine ganze Gruppe von Pflanzen innerhalb der Gattung Stenocereus identifizieren, welche ursprünglich in der (eigentlich älteren) Gattung Rathbunia geführt wurde. A. C. Gibson + K. E. Horak (1979) erkannten jedoch, dass sich die "Rathbunias" in wichtigen Merkmalen kaum von den Stenocereen unterscheiden und daher zur gleichen Gattung gehören müssen. Aufgrund der mangelhaften Typifizierung der Gattung "Rathbunia" stellten sie jene Arten zur Gattung Stenocereus (statt umgekehrt die Stenocereen zu den Rathbunias), was bis heute allgemein anerkannt wird. Interessant ist zudem W. Niestradts Beobachtung (in KuaS 10/2000), dass in Kultur aus Samen gezogene Pflanzen erst fein bedornte, liegende Langtriebe ausbilden, aus welchen später derb bedornte, aufrechte Blühtriebe erscheinen. Es scheint uns sehr wahrscheinlich, dass dieser Vorgang genetisch fixiert ist und daher auch in der Natur stattfindet. Wir konnten aber in der Literatur keinen Beleg dafür finden. Darüber hinaus berichtet R. Tebbenham (in TCE Nr. 10 (12/2013)) über einen Vortrag, bei dem Bilder einer Hybride (sehr wahrscheinlich eine Naturhybride, auch wenn der Autor dies nicht explizit erwähnt) zwischen Stenocereus gummosus und Stenocereus alamosensis, welche nahe der San Carlos Bay (an der Küste der Sea of Cortez, Sonora) wächst, gezeigt wurden. Offenbar können die beiden Arten, trotz deutlicher Unterschiede im Blütenbau und der Tatsache, dass Stenocereus gummosus eigentlich nachts blüht, Hybriden bilden. Über die Kultur von Stenocereus alamosensis ist nur wenig bekannt. W. Niestradt (in KuaS 10/2000) zitiert ein Werk von F. Buxbaum aus dem Jahr 1962, in welchem dieser schreibt, dass die Art in leichten, mäßig reichen Böden gut wachse, wenn sie bei warmer Witterung ziemlich viel Wasser bekomme. Im Winter trocken stehend vertrage sie sogar etwas Frost. Dem fügt W. Niestradt hinzu, dass er seine Pflanzen regelmäßig dünge.
Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 599 (Abb. S. 598); G. Arroyo-Cosultchi et al. (2006), S. 983 ff.; A. C. Gibson + K. E. Horak (1979), S. 999 ff.; E. Haustein (1998), S. 84 f.; H. Hecht (1991), S. 353 (ohne Abb.); D. Hunt (2006), S. 265 (Abb. 52.3-4); KuaS 10/2000, S. 260; TCE Nr. 10 (12/2013), S. 26 ff. (insb. S. 40); TCE Nr. 16 (6/2016), S. 28 ff.;