19.11.10 (Tag 5) - Über Lamberts Bay nach Clanwilliam, Teil 2:

 

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Schließlich kehren wir wieder zu unserem Auto zurück und fahren weiter gen Norden. Kurz vor dem kleinen Ort Elandsbaai wird das Wetter endlich besser. Von Süden kommend umrunden wir kurz vor der Bucht einen markanten Hügel ...

 

 

... und was entdecken unsere Augen dort? Aloen! Die Pflanzen wachsen direkt neben der Straße, umgeben von reichlich organischem Müll. Für uns sieht es im ersten Augenblick so aus, als habe hier jemand seine Gartenabfälle abgeladen und die Pflanzen seien dann dort wieder angewurzelt. Ein Blick aus der Nähe zeigt uns jedoch, dass die "Gartenabfälle" in Wirklichkeit zahlreiche alte Blütenstände der Aloen sind. Offenbar sind die Pflanzen hier doch "natürlichen Ursprungs". Aber nicht nur der Ursprung der Pflanzen beschäftigt uns, sondern auch ihre Identität. Interessant ist nämlich, dass die drei Triebe der ersten Gruppe mit ihren grün-roten, gepunktelten Blättern stark an Aloe microstigma erinnern. Die zweite kleine Gruppe hat hingegen mehr blaugraue, jedoch ebenfalls gepunktelte Blätter, während die Triebe der dritten, deutlich größeren Gruppe rein blaugraue Blätter besitzen. Diese Gruppe ist eindeutig Aloe framesii, aber die anderen beiden? Einige Autoren sehen Aloe framesii und Aloe microstigma als eine Art an (wobei der Name "Aloe microstigma" Priorität hätte). Bisher haben wir dieses Ansinnen nie verstanden, aber an diesem Standort wird uns klar, wo die Idee dazu herkommt. Womöglich stellen die Pflanzen hier eine Art "Übergangspopulation" dar, aber um das sicher sagen zu können bräuchte man viel Zeit, um die Umgebung nach weiteren Populationen abzusuchen. Aber vielleicht ist die Erklärung ja auch viel einfacher und die Unterschiede in der Färbung sind nur das Ergebnis einer leicht voneinander abweichenden Wasserversorgung.

 

 

Begeistert kehren wir zum Auto zurück und umrunden langsam den Berg, denn es könnte ja sein, dass sich hier noch mehr Aloen verstecken ... und tatsächlich erspähen wir weiter oben am Hang einige Rosetten. Für Aloe framesii sehen die aber irgendwie komisch aus. Neugierig lassen wir erneut das Auto stehen und steigen den Hang empor. Mit jedem Schritt wächst unsere Begeisterung, denn zum einen tauchen mit jedem Meter mehr Rosetten zwischen den niedrigen Büschen auf, und zum anderen erkennen wir, dass es sich um die so lange von uns gesuchte Aloe mitriformis handelt. Nun haben wir sie doch noch gefunden. Begeistert klettern wir von einer Pflanze zur nächsten und bewundern die langen Stämme, die nur an ihren vorderen Enden Blätter tragen. Hier am Standort ist die Art mit ihren graugrünen bis leicht rötlichen Blättern und den kräftigen, gelben Zähnchen viel attraktiver als daheim in Kultur, wo sie zumeist einfach nur grün ist.

 

 

Neben den Aloen finden sich hier zudem (wie praktisch überall) zahlreiche Mittagsblumen, ein paar davon mit Blütchen:

 

 

Es dauert lange bis wir es schaffen, uns von diesem wundervollen Standort zu lösen und der Straße weiter gen Norden zu folgen. Bei unserer Reisevorbereitung waren wir auf einen Hinweis gestoßen, dass es bereits südlich von Lamberts Bay eine weitere Aloe geben soll: Aloe arenicola. Diese Art zu finden ist unser nächstes Ziel, doch leider ist die von uns recherchierte Standortangabe nicht sonderlich genau. Auf gut Glück halten wir ungefähr dort an, wo die Pflanzen wachsen sollen, doch unsere Suche bleibt erfolglos. Vielleicht war aber auch einfach die Standortangabe selbst falsch, da sich die Literatur eigentlich darüber einig ist, dass die Art erst nördlich von Lamberts Bay zu finden ist. Aber dafür ist der Strand hier wirklich sehenswert und manch faszinierende Pflanze gibt es ebenfalls zu entdecken.

 

 

Nach 20 Minuten Suche steigen wir wieder ins Auto und fahren weiter, denn die Zeit wird langsam knapp, schließlich müssen wir uns in Clanwilliam erst noch eine Bleibe suchen. Bei Lamberts Bay schwenken wir auf eine gute Teerstraße ein, die uns zügig nach Osten bringt. Trotzdem wandern unsere Augen immer wieder weg von der Straße, denn es könnten sich ja irgendwo noch ein paar Aloen verbergen. Tatsächlich sehen wir auf flachen Felsen weitere Aloe mitriformis, jedoch diesmal leider hinter Stacheldraht. Große Teile der Landschaft sind hier eingezäunt und werden als Weideland genutzt. Ganz in der Nähe soll auch ein weiterer, von uns während unserer Reisevorbereitungen recherchierter Standort liegen, aber nach einem Blick auf unsere Uhr entscheiden wir uns fürs Weiterfahren. Außerdem soll es Aloe krapohliana ja auch noch weiter nördlich geben und bestimmt sehen wir sie dann dort. Wir erreichen schließlich Clanwilliam und haben Glück, dass die Touristeninformation noch geöffnet hat. Dort weist man uns den Weg zum einzigen Campingplatz des Ortes, den wir auch sogleich aufsuchen. Er liegt direkt an einem Stausee und ist Teil eines größeren Freizeitzentrums. Eilig klappen wir unser Dachzelt auf, um anschließend noch ein wenig Zeit zu haben, den "Ramskop Wild Flower Garden" zu besuchen, der ebenfalls Teil des Freizeitzentrums ist. Eintritt müssen wir keinen zahlen, denn es ist niemand da der ihn verlangt. Das Tor steht jedoch offen und so gehen wir hindurch. Gleich zu Beginn fällt der Aloen-Hügel auf. Dies ist anscheinend der einzige Bereich des Gartens, der ordentlich gepflegt wird. Dem ganzen Rest sieht man an, dass sich bei der Gestaltung jemand mal viel Mühe gegeben hat, doch nun nicht mehr, denn der Garten verwildert nach und nach. Schade. Trotzdem hat man von hier oben einen schönen Blick auf die Cederberge, welchen wir morgen einen Besuch abstatten wollen.

 

 

Schließlich laufen wir zurück zu unserer Bleibe, kochen lecker und lassen es uns schmecken, während wir die Ruhe und die hübsche Aussicht genießen ...

 

 

... bis uns das Dröhnen von Motoren aus unserer Ruhe reißt: Da kommen doch tatsächlich zwei fette Reisebusse auf uns zu - und natürlich stellen sie sich genau hinter uns. Vorbei war es mit der Ruhe. Grrrr.

 

 

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