21.11.10 (Tag 7) - Durchs Namaqualand nach Springbok:

 

Der nächste Morgen beginnt grau: Dicke Wolken bedecken den Himmel, doch wir lassen uns davon nicht entmutigen. Zunächst suchen wir noch einmal nach dem Chef, um ihn nach dem geschlossenen Tor an der Abzweigung zum Nationalpark zu fragen. Er wundert sich, dass das Tor zu war, meint aber, wir sollen es wie ein Weidegatter behandeln (damit haben wir ja schon Erfahrung). Von einer Erlaubnis weiß er nichts. Fast 90 Minuten quatschen wir anschließend mit ihm über Südafrika, Deutschland, Gott und die Welt, bevor wir uns von ihm verabschieden. Erneut folgen wir der Waschbrett-Piste bis zur Abzweigung. Das Tor ist noch immer geschlossen, aber nicht verschlossen. Somit heißt es zum ersten Mal: Anhalten, aussteigen, Tor öffnen, einsteigen, durchfahren, anhalten, aussteigen, Tor schließen, einsteigen, weiterfahren - ein Spiel, dass wir heute noch ein paar Mal spielen werden. Schließlich erreichen wir den Namaqua National Park.

 

 

Wir fahren zunächst zum Visitor's Center, um uns nach Wanderwegen zu erkundigen. Leider gibt es im gesamten Park nur zwei und beide sind nicht allzu lang. Natürlich entscheiden wir uns für den längeren der Wanderwege. Er beginnt direkt neben dem Visitor's Center und führt ein Stück weit den Hang hinab, um dann in einer Schleife wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Erwartungsvoll schnüren wir unsere Wanderschuhe ... Nun, um es kurz zu machen: Während der Frühjahrsblüte mag der Weg ja ganz spannend sein, aber jetzt, im Frühsommer, findet man hier vor allem eines: Schafe. Sie sind praktisch überall und fressen beinahe alles, was noch ein bischen grün ist. Welchen Sinn ein überweideter Nationalpark hat, bleibt uns ein Rätsel, aber vielleicht ist das ja auch nur in diesem Gebiet so. Trotzdem genießen wir die Aussicht und an einer Stelle finden wir sogar noch ein paar Blüten:

 

 

Ein Klippschliefer am Wegesrand. Diese flinken Gesellen erinnern uns ein wenig an Murmeltiere, auch wenn sie mit diesen rein gar nichts gemein haben. Zudem entdecken wir einen aufgegrabenen Termitenbau. Wer sich da wohl den Bauch vollgeschlagen hat?

 

 

Ein wenig enttäuscht kehren wir zum Auto zurück. Dabei soll es doch so viele Aloe-Arten hier in der Gegend geben, doch die einzigen Aloen, die wir zu sehen bekommen, sind die in den botanischen Schaubeeten vor dem Visitor's Center. Wir beschließen daher, den zweiten Wanderweg nicht zu gehen, sondern gleich in Richtung Komaggas aufzubrechen, wo wir nach Aloe (striata ssp.) komaggasensis Ausschau halten wollen. Und vielleicht finden wir ja auf dem Weg dorthin noch das ein oder andere Pflänzchen ...

 

 

Wir verlassen daher den Park in Richtung Westen. Die Straße ist mit "4x4 only!" gekennzeichnet - eigentlich völlig grundlos, wären da nicht alle 50m bis 100m bis zu 20cm hohe, quer zur Fahrbahn verlaufende Rippen, die dafür sorgen sollen, dass bei Regen das Wasser seitlich abläuft. Irgendwo jenseits der "100" wird es uns mit dem Zählen zu blöd. Dafür halten wir umso öfter an, um nach Pflanzen Ausschau zu halten. Viel finden wir jedoch nicht. Einzig eine Crassula macowaniana mit ein paar Blütchen, sowie ein hübscher Busch von Cotyledon orbiculata mit mehr zylindrischen Blättern und roten Blüten erregen unsere Aufmerksamkeit. Von Aloen leider keine Spur ...

 

 

Später entdecken wir vereinzelt Aloe dichotoma. Eine Oryx-Antilope kreuzt unseren Weg und auch ein Rudel Springböcke lässt sich von uns fotografieren.

 

 

Die Strecke bis nach Komaggas zieht sich zunehmend. Stundenlang holpern wir über schlechte Straßen, irgendwo quer durch die Ebenen des Namaqua-Hinterlands. Wenigstens wird das Wetter langsam besser. Außer ein paar Mittagsblumen gibt es in Sachen Pflanzen jedoch nichts (für uns) Spannendes zu entdecken.

 

 

Schließlich erreichen wir bei Komaggas nach längerer Zeit wieder ein paar Hügel. Irgendwo hier soll sich Aloe (striata ssp.) komaggasensis verstecken. Leider ist die Zeit bereits derart fortgeschritten, dass es viel zu spät ist, um sich noch zu Fuß auf die Suche zu machen. Daher begnügen wir uns damit, die Strecke im Schritttempo abzufahren und aus dem Auto heraus die Hänge abzusuchen, doch leider ohne Erfolg. Leicht frustriert stoppen wir nördlich von Komaggas bei ein paar hübschen Aloe dichotoma, um wenigstens so noch auf unsere Kosten zu kommen.

 

 

Die Art wächst hier (u. a.) zusammen mit Crassula brevifolia und Euphorbia dregeana.

 

 

Zufrieden kehren wir zum Auto zurück. Die Fahrt nach Springbok geht nun schnell, denn ab Komaggas ist die Straße geteert. Sie führt durch wunderschöne, beeindruckende Berglandschaften. Leider haben wir nun wirklich überhaupt keine Zeit mehr, um diese zu genießen, wenn wir unser Dachzelt noch bei Tageslicht aufbauen wollen, und so eilen wir nach Springbok zum Campingplatz. Gerade noch rechtzeitig schaffen wir es, alles für die Nacht vorzubereiten und uns zu stärken, ehe der Sonnenuntergang den Tag beendet.