Cephalocereus senilis (Pfeiffer 1838)

 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Cactus bradypus, Cactus senilis, Cereus senilis, Pilocereus senilis;
Heimat: Mexiko; Hidalgo, Guanajuato und Veracruz, evtl. auch in Puebla; u. a. im Tal von Venados (Hidalgo) auf steilen, felsigen Hängen;
Wuchsform: einzeln oder basal wenig sprossend (darüber nur nach Verletzung (z. B. durch Windbruch) verzweigend), aufrecht, bis 15m hoch; Triebe hell- bis graugrün, im Alter vergrauend, mit (bei Jungpflanzen 12-)20-30 (selten bis 60) Rippen, diese gerade, niedrig und leicht eingekerbt bis leicht gehöckert (wobei die Areolen direkt auf oder im oberen Bereich der Höcker sitzen), weichfleischig, bis 15m hoch und bis 40cm (selten bis 60cm) im Durchmesser;
Bedornung: Areolen in jungen Jahren länglich, später rundlich, anfangs mit weißlichem bis gelblich-braunem Filz, jedoch bald vergrauend und später verkahlend; mit 20-30 (oder mehr) Randdornen, diese weiß bis (hell-)grau, borstenartig, gebogen bis (lockenartig) gedreht und miteinander verflochten, anliegend bis etwas abstehend, insb. nahe der Spitze den Trieb (mehr oder weniger dicht) einhüllend, jedoch mit der Zeit kürzer werdend bis ausfallend (weshalb in der Natur oft nur die oberen 1m-2m behaart sind), bis 12cm (im Alter bis 30cm) lang; sowie mit 1-5 Mitteldornen, diese weißlich oder gelblich bis gräulich, pfriemlich, dünn, der längste davon leicht abwärts gerichtet und bis 5cm lang;
Blüte: weiß(lich), die äußeren Blütenblätter teils leicht rosa, ohne oder (insb. die äußeren Blütenblätter) mit mehr oder weniger deutlichen, rosa(-roten) Mittelstreifen, (breit) trichterförmig, die Röhre rosa(-rot), behaart und mit wenigen Schuppen besetzt, aus einem falschen Cephalium (dies ist ein Schaffell-artiger, bis zu 80cm langer Bereich mit dichten, (schmutzig-)weißen bis (schmutzig-)gelblichen oder bräunlichen bis grauschwarzen Haaren, Borsten und Wollbüscheln, der ab einer Höhe von ca. 6m-8m (in Kultur manchmal schon ab ca. 3m) erst einseitig nahe der Triebspitze erscheint und sich später vergrößert, bis er den gesamten oberen Bereich des Triebes umfasst) erscheinend, übelriechend, nächtlich (in Kultur auf Teneriffa gegen 22 Uhr öffnend, bis zum folgenden Morgen oder selten bis in den folgenden Vormittag hinein (ca. 11 Uhr) geöffnet bleibend), bis 10cm lang und bis 8cm im Durchmesser; in Kultur auf Teneriffa beginnt die Blütezeit im Juni;
Frucht: rot (später eintrocknend und dann braun werdend), (verkehrt-)eiförmig, mit wenigen Schuppen und einigen, gelblichen Haaren besetzt, mit rötlichem Fruchtfleisch, bis 3cm lang und bis 2,5cm im Durchmesser; Samen glänzend (bräunlich-)schwarz, leicht gekielt, bis 2,6mm lang und bis 1,8mm breit;
Bemerkungen:

Die hier vorgestellte, große und sehr attraktive Art wird wegen ihrer langen, weißen, haarartigen Randdornen auch "Greisenhaupt" (lat. "senilis" = greisenhaft) genannt. Sie ist in Kultur sehr beliebt und findet sich auch immer wieder in den Sortimenten der großen Kakteengärtnereien. Allerdings verwechseln Laien oft Arten der Gattung Espostoa mit dem hier vorgestellten Cephalocereus senilis, zumal jene wesentlich häufiger angeboten werden. Vor allem "Greisenhäupter" aus Baumärkten, Gartencentern und Supermärkten erweisen sich bei genauerer Betrachtung meist als Espostoa-Arten. Dabei ist die Unterscheidung eigentlich leicht, da die "Haare" von Cephalocereus senilis auch bei Jungpflanzen borstenartig sind, während die Jungpflanzen jener Espostoa-Arten in feine, weiche Wolle gehüllt sind.

Ist man Besitzer eines Greisenhauptes und träumt davon, einmal eine blühfähige Pflanze sein Eigen zu nennen, so muss man einiges an Geduld mitbringen. S. + K. Breckwoldt (KuaS 9/2015) berichten von Pflanzen am heimatlichen Standort in Mexiko, die sich innerhalb von 10 Jahren von Sämlingen zu bis zu 1m hohen Jungpflanzen entwickelt haben. Auch in Kultur auf Teneriffa lassen sich vergleichbare Wachstumsraten erzielen (KuaS 7/1999). Hier in Mitteleuropa dürfte das Wachstum jedoch langsamer vonstattengehen - vor allem, wenn man die Pflanzen im Topf kultiviert. Daher wird man hier meist vergeblich auf Blüten hoffen, da sich diese erst an Trieben mit mindestens 3 Metern Höhe entwickeln. Bei klimatisch günstigeren Bedingungen (z. B. auf Teneriffa) frei ausgepflanzt, ist dies mit etwas Geduld (ca. 20 Jahre) aber durchaus möglich, wie die phantastischen Bilder von P. Hadasz in der KuaS 12/2010 beweisen. Allerdings muss man für solche Bilder einiges an Aufwand betreiben, da sich die Blüten in luftiger Höhe entwickeln und erst nach Einbruch der Dunkelheit öffnen. Die wichtigsten Bestäuber - Fledermäuse - haben es da wesentlich einfacher. Während Cephalocereus senilis in Kultur regelmäßig nachgezogen wird, scheinen die Pflanzen in der Natur nur alle paar Jahre erfolgreich Nachwuchs zu generieren. Offenbar sind für die Keimung und das Überleben der Sämlinge in den ersten Monaten regelmäßige Regenfälle notwendig, die aber nicht jedes Frühjahr auftreten. Über mögliche Gefahren für den Fortbestand dieser beeindruckenden Pflanzen ist nur wenig bekannt. F. Krähenbühl (in KuaS 9/1989) erwähnt, dass die weichfleischigen Triebe von professionellen Samenjägern mit der Machete gefällt werden, um leichter an die Früchte mit den begehrten Samen zu kommen - eine Praxis, von der man nur hoffen kann, dass sie heutzutage nicht mehr angewandt wird. Zudem berichten S. + K. Breckwoldt (in KuaS 9/2015), dass das Venados-Tal sehr stark landwirtschaftlich genutzt wird und die Pflanzen daher nur noch auf den felsigen Hängen zu finden sind. Da aber das Verbreitungsgebiet der Greisenhäupter (unseres Wissens nach) bisher nicht hinreichend erforscht wurde, lässt sich (besonders hier vom Schreibtisch aus) nichts über den Gefährdungsstatus der hier vorgestellten Art sagen.

In Kultur ist Cephalocereus senilis wenig problematisch, wenn man berücksichtigt, dass die Pflanzen im Winter nicht zu kalt stehen sollten. So sollten die Temperaturen möglichst nicht unter 10°C sinken. Zudem bevorzugen die Pflanzen ein rein mineralisches, gut durchlässiges Substrat.

Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 101; E. Haustein (1998), S. 88 f.; H. Hecht (1991), S. 235 f.; D. Hunt (2006), S. 37 (Abb. 40.2-4); KuaS 9/1989, S. 220 ff.; KuaS 7/1999, Karteikarte 1999/12; KuaS 8/1999, S. 221; KuaS 10/2001, S. 274 f.; KuaS 12/2010, S. 309 ff.; KuaS 9/2015, S. 239 f.;