Eulychnia chorosensis (P. Klaassen 2011)

 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Eulychnia acida var. procumbens;
Heimat: Nördl.(-zentrales) Chile; südwestl. Atacama bis nordwestl. Coquimbo; im Bereich des Llano (de los) Choros (auch auf der Isla Chanaral und der Isla Damas), sowie nördl. bis zum Tal des Rio Huasco und östl. ein Stück weit in die Berge hinein, auf sandig-steinigen Ebenen und Hängen in bis zu 1000m Höhe;
Wuchsform: niederliegend und nur die Triebspitzen aufrecht, basal und aus am Boden liegenden Triebteilen (selten auch weiter oben) sprossend und so teils recht große Gruppen bildend (diese bis 1m hoch und bis ca. 3m im Durchmesser); Triebe graugrün, mit 8-13 Rippen, diese gerade, abgerundet, teils mit leichten Querfurchen oberhalb der Areolen (wodurch dann höckerartige Erhebungen entstehen, an deren oberen Ende die Areolen sitzen), die Ränder gerade oder leicht wellig (um die Areolen herum breiter), sowie bis 8mm hoch und bis 1,5cm breit, bis 2m lang und bis 8cm im Durchmesser;
Bedornung: Areolen rund, dicht mit weißem bis hellgrauem Filz bedeckt, bis ca. 1cm im Durchmesser; Dornen nur schwer in Rand- und Mitteldornen unterscheidbar; ca. mit bis zu 12 Randdornen (jedoch manchmal deutlich weniger oder gar fehlend), diese im Neutrieb bräunlich bis fast schwarz, jedoch schnell weiß oder weißlich bis grau werdend, bis 3cm lang (jedoch einige davon meist deutlich kürzer); sowie mit ca. 1-3 Mitteldornen, diese ebenfalls im Neutrieb bräunlich bis fast schwarz und schnell weiß(lich) bis grau werdend, jedoch kräftiger, gerade, abstehend (teils leicht nach unten zeigend) und bis 15cm lang;
Blüte: weiß, oft mit zart rosanen Mittelstreifen, glockenförmig, die Röhre dicht mit kleinen Schuppen bedeckt, diese mehr oder weniger stark durch unterschiedlich dichte, (dunkel-)braune bis weißlich-graue Wolle verdeckt, im oberen Bereich der Triebe erscheinend, bis 7cm lang und bis 6cm im Durchmesser;
Frucht: (bräunlich-)grün, kugelförmig, dicht mit kleinen Schuppen bedeckt, die mehr oder weniger stark durch unterschiedlich dichte, (dunkel-)braune bis weißlich-graue Wolle verdeckt werden, mit durchsichtig-weißem Fruchtfleisch, das sauer schmeckt, bis ca. 5cm im Durchmesser; Samen matt schwarz-braun, ca. 2mm lang und ca. 1,2mm breit;
Bemerkungen: Die hier vorgestellte Art wurde erstmals von F. Ritter (1980) unter dem Namen "E. acida var. procumbens" beschrieben. Zwar mag die Entscheidung, die Pflanzen als eine Varietät der baumförmigen Eulychnia acida zu beschreiben, auf den ersten Blick unlogisch erscheinen, jedoch besitzen die beiden Arten tatsächlich einige Gemeinsamkeiten, die eine enge Verwandtschaft realistisch erscheinen lassen (u.a. die stark weißwolligen Areolen und die kräftige Bedornung; auch sind Blüten und Früchte, von der unterschiedlich starken Bewollung abgesehen, sehr ähnlich; zudem lassen sich Jungpflanzen der beiden Arten anfangs nicht voneinander unterscheiden). F. Ritter (1980) rechtfertigt seine Entscheidung mit den vermutlich geringen genetischen Unterschieden, die darüber bestimmen dürften, ob der Zentralzylinder einer Kakteenart kräftig genug ist, um das Gewicht der Pflanze zu tragen (so führt er Echinopsis / Trichocereus pachanoi als Beispiel für eine Art an, bei der sowohl aufrechte, als auch niederliegende bis hängende Exemplare vorkommen). Trotzdem spekuliert er darüber, ob es sich bei den Pflanzen nicht doch um eine eigenständige Art handelt. Diese Ansicht vertritt P. Klaassen (in CSJ 4/2011). Er erhebt die Pflanzen daher in den Status einer eigenen Art, wobei er als Name Eulychnia chorosensis (nach dem Llano (de los) Choros, dem Hauptverbreitungsgebiet der neuen Art) wählt, da Backeberg 1963 den Namen "Eulychnia procumbens" bereits für andere Eulychnien vergeben hat (für welche genau ist unsicher, nach P. Klaassen (in CSJ 4/2011) könnte es sich dabei um eine Population von Eulychnia breviflora bei Bahia Inglesa handeln; siehe dazu auch die Bemerkungen bei Eulychnia breviflora). Leider ist nicht bekannt, wo der Typstandort genau liegt. F. Ritter (1980) schreibt zur Herkunft der Pflanzen im lateinischen Textteil "Freirina, Chile" (F. Ritter (1980), S. 895) und im deutschen Textteil "Typusort Freirina, Depart. Freirina. Nr. FR 650. Abb. 746/747." (F. Ritter (1980), S. 896). P. Klaassen (in CSJ 4/2011) weist darauf hin, dass Ritter unter der Feldnummer FR 650 fünf unterschiedliche Standorte (alle im Bereich des Rio Huasco-Tals) zusammenfasst. Zudem geht er davon aus, dass F. Ritters Abb. 746 (welche eine weite, mit "E. acida var. procumbens" bewachsene Ebene zeigt; siehe F. Ritter (1980), S. 1141) im Llano (de los) Choros aufgenommen wurde. Darauf basierend stellt er die Vermutung auf, dass Ritter mit "Freirina" nicht den Ort selbst, sondern das Gemeindegebiet als Ganzes meinte, zu dem auch der Llano (de los) Choros gehört. Allerdings halten wir die von P. Klaassen (in CSJ 4/2011) angedeutete Vermutung, der Typstandort liege womöglich im Bereich des Llano (de los) Choros, angesichts der Angaben Ritters im deutschen Textteil für unwahrscheinlich. Vielmehr gehen wir davon aus, dass der Typstandort in unmittelbarer Nähe des Ortes Freirina liegt (womöglich auf den Hügeln südlich des Ortes, wo wir die hier gezeigten Pflanzen fanden).
Interessant ist zudem, dass Eulychnia chorosensis das Verbreitungsgebiet von Eulychnia breviflora in zwei Hälften teilt. So scheint Eulychnia chorosensis die ansonsten weit verbreitete Eulychnia breviflora in ihrem Verbreitungsgebiet (von einigen Hügeln am südlichen Rand des Huasco-Tals abgesehen, wo beide Arten gemeinsam vorkommen) vollständig zu ersetzen (CSJ 4/2011). Leider geht P. Klaassen (in CSJ 4/2011) nicht auf mögliche Ursachen für diese kuriose Verbreitung ein. Man könnte aber vermuten, dass Eulychnia chorosensis besser an spezielle (bisher nicht bekannte) Umweltbedingungen in ihrem Verbreitungsgebiet angepasst ist und daher Eulychnia breviflora aus diesem Gebiet verdrängt hat. Dies wirft natürlich auch Fragen nach dem Ursprung der hier vorgestellten Art auf. So könnte man in Eulychnia chorosensis eine Hybride zwischen Eulychnia acida und Eulychnia breviflora vermuten, was gut zu der zuvor genannten Theorie passen würde, zumal bereits F. Ritter darüber berichtet, dass Eulychnia acida und Eulychnia breviflora an gemeinsamen Standorten miteinander hybridisieren (F. Ritter (1980), S. 898). Blüten und Früchte sehen mit ihrer lockeren Bewollung tatsächlich so aus, als ob sie das Ergebnis einer solchen Kreuzung sein könnten, jedoch scheint die Wuchsform dafür unpassend, da Eulychnia chorosensis deutlich niedriger als beide möglichen Elternteile bleibt. Eine weitere Theorie wäre, in ihr eine spezielle Anpassung von Eulychnia acida an lokale Umweltbedingungen zu sehen (z.B. eine Küstenform, die sich mit ihrem niedrigen Wuchs womöglich an einen besonders windigen Standort angepasst hat). Ob bzw. welche dieser Theorien richtig ist, werden vermutlich nur DNA-Analysen zeigen können.
Literatur: CSJ 4/2011, S. 169 ff.; F. Ritter (1980), Band 3, S. 895 f.; The Cactus Explorer No. 2 (Nov. 2011), S. 14 f.;