Gymnocalycium capillaense (Hosseus 1926)

 
 
 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Gymnocalycium capillense, sowie var. capillense, fa. deeszianum, evtl. var. mucidum (siehe unter Bemerkungen) und var./fa. sigelianum, Gymnocalycium capillensis, Gymnocalycium deeszianum, evtl. Gymnocalycium sanluisensis (siehe unter Bemerkungen), Gymnocalycium sigelianum, evtl. Gymnocalycium sutterianum (siehe unter Bemerkungen), sowie unter dem Gattungsnamen Echinocactus;
Heimat: Argentinien; Cordoba und evtl. östl. San Luis; in den Sierras de Cordoba, ca. von Cienaga del Coro im Westen bis nordöstl. von Capilla del Monte im Nordosten, Ascochinga im Osten, sowie Taninga und Tanti im Süden (evtl. auch südl. von Alta Gracia; "G. sutterianum" von Tilquicho südl. bis in die Sierra del Morro und von dort östl. bis in die Sierra de Comechingones (dort von Achiras nördl. bis westl. von Alpa Corral, evtl. noch weiter nördl. bis in die Umgebung von Berrotaran und Los Condores)), auf steinigen Böden, frei oder zwischen Gräsern und unter Sträuchern in 500m-1500m Höhe;
Wuchsform: einzeln oder meist (reich) sprossend; Körper trüb (blau- bis grau-)grün, flach- bis gedrückt-kugelig (halbkugelig bei "G. sutterianum"), der Scheitel leicht eingesenkt, meist dornenlos (nur bei Jungpflanzen bedornt) und mit etwas weißlicher bis gelblicher Wolle bedeckt, mit 7-13 Rippen, diese gerade, im oberen Bereich des Körpers recht deutlich ausgeprägt, im unteren Bereich eher flach, durch (mehr oder weniger tiefe) Querfurchen in (mehr oder weniger deutlich ausgeprägte) Höcker unterteilt, diese unterhalb der Areolen mit meist abgerundeten (selten kantigen), kinnartigen Erhebungen, in eine mehr oder weniger stark verdickte Pfahlwurzel übergehend, bis 8cm (selten bis 10cm) hoch und bis 10cm im Durchmesser;
Bedornung: Areolen rundlich bis elliptisch, anfangs mit weißlicher bis gelblicher Wolle (diese später vergrauend), bis 7mm breit; mit 3-7 Randdornen, diese im Neutrieb gelb(lich) bis (nach oben hin) bräunlich, jedoch durch das Ausbilden von Trichomen schnell hornfarben bis gelblich-weiß (teils mit dunklerer Basis) werdend (selten bräunlich), im Alter vergrauend, gerade oder leicht gebogen, anliegend bis leicht abstehend, rund, steif, rau und bis 2,5cm lang; Mitteldorn(en) meist fehlend (selten einer bei "G. deeszianum");
Blüte: weiß(lich) bis hell rosa (teils mit dunkleren Mittelstreifen) mit pinkfarbenem bis weinrotem Schlund, glocken- bis trichterförmig, scheitelnah, bis 8cm lang (bis 10cm bei "G. sutterianum") und bis 7cm im Durchmesser;
Frucht: bläulich-grün, von ei- über spindel- bis keulenförmig, bis 4cm lang und bis 1,5cm im Durchmesser (grau-grün und bis 5cm lang bei "G. sutterianum"); Samen matt schwarz (bei "G. sutterianum" mit bräunlicher Cuticula), (mehr oder weniger) kugelig bis länglich-hutförmig, ca. 1,2mm lang und bis ca. 1mm im Durchmesser;
Bemerkungen:

Die hier vorgestellte Art besticht vor allem durch ihre großen Blüten. Die Pflanzen wurden von Schick im Jahr 1923 als "Echinocactus capillensis" beschrieben und von Hosseus im Jahr 1926 zur Gattung Gymnocalycium (als "Gymnocalycium capillensis") umkombiniert. Im Jahr 1938 (in KuaS 11/1938) korrigierte Oehme den Namen nachträglich zu Gymnocalycium capillaense, da die Endung "-is" grammatikalisch nicht richtig ist und der Ort, auf den sich der Name bezieht, Capilla del Monte heißt (weshalb schon der ursprüngliche Name "Echinocactus capillaense" hätte lauten müssen). Leider erkennt H. Till das nachträgliche Einfügen des Buchstabens "a" nicht an und benutzt daher in seinem (uns nicht vorliegenden) Artikel aus dem Jahr 2003 den Namen "G. capillense", um darauf basierend mit "var. sigelianum" (inkl. "fa. deeszianum") und "var. mucidum" zwei Varietäten abzugrenzen. Allerdings fallen die diesen beiden Namen zu Grunde gelegten Pflanzen problemlos in die Bandbreite der ursprünglichen Beschreibung, weshalb die beiden Varietäten in der Literatur keine Anerkennung finden. Zudem ist H. Tills Anwendung des Namens "G. sigelianum" für Pflanzen aus der Umgebung von Ascochinga problematisch, da (nach G. Charles (2009), S. 81) Schick, der Erstbeschreiber dieses Namens, die seiner Beschreibung zu Grunde liegenden Pflanzen ebenfalls aus der Umgebung von Capilla del Monte erhalten haben soll, weshalb alle anderen Autoren diesen Namen als ein Synonym der hier vorgestellten Art ansehen. Noch problematischer ist zudem der Name der zweiten Varietät ("var. mucidum"). H. Till verwendet diesen Namen für Pflanzen aus dem südwestlichen Teil des Verbreitungsgebiets. So identifiziert er Pflanzen aus der südlichen Sierra de Guasapampa als den ursprünglich von Oehme im Jahr 1937 beschriebenen "Gymnocalycium mucidum". Leider war die Herkunft der von Oehme unter diesem Namen beschriebenen Pflanzen von Anfang an unbekannt und zu allem Überfluss gingen die Pflanzen während des zweiten Weltkriegs verloren, weshalb heute nur noch ein Schwarz-Weiß-Foto existiert, das eine eindeutige Zuordnung dieses Namens zu einer natürlichen Population nicht zulässt (siehe G. Charles (2009), S. 262). Entsprechend führt G. Charles (2009) "var. mucidum" als Synonym der hier vorgestellten Art. Jedoch weist T. Strub (in Schütziana Vol.2.2 (2011)) darauf hin, dass die Samen einer Pflanze der "var. mucidum", welche von einem Standort östlich von Taninga ("Las Palmas") stammt, eine Cuticula (in Form eines bräunlichen Belags, der der Samenoberfläche anhaftet) besitzen, während den Samen von Gymnocalycium capillaense diese fehlt. Er vermutet daher, dass diese Pflanzen zu "Gymnocalycium gaponii" gehören, der von G. Charles (2009) als Synonym zu Gymnocalycium erinaceum gestellt wird (*).

Umstritten ist auch die Einordnung der Pflanzen aus dem östlichen San Luis und der Sierra de Comechingones. Obwohl Schick (nach G. Charles (2009), S. 81) auch die seiner Beschreibung von "Gymnocalycium sutterianum" zu Grunde liegenden Pflanzen aus der Umgebung von Capilla del Monte erhalten haben soll, benutzen H. Till + H. Amerhauser (in einem uns nicht vorliegenden Artikel aus dem Jahr 2008) den Namen für Pflanzen aus der südlichen Sierra de Comechingones. Während G. Charles diese Pflanzen als Teil der hier vorgestellten Art ansieht, weist T. Strub (in Schütziana Vol.2.2 (2011)) darauf hin, dass die Samen dieser Pflanzen ebenfalls eine Cuticula besitzen und daher nicht zu Gymnocalycium capillaense gehören können (auch er bezeichnet sie als "G. sutterianum"). Erkennt man die Existenz einer Cuticula als artabgrenzendes Merkmal an, so müsste man sich Gedanken um den Namen dieser Pflanzen machen: Entweder man folgt H. Till + H. Amerhauser (2008) und bezeichnet diese Pflanzen als "G. sutterianum" (in der hier gegebenen Beschreibung von uns provisorisch so übernommen), oder aber man folgt E. F. Anderson (2005), D. Hunt (2006), G. Charles (2009) und D. Metzing (2012) und führt den Namen "G. sutterianum" (für Pflanzen aus der Umgebung von Capilla del Monte) als Synonym der hier vorgestellten Art - was zur Folge hätte, dass die Pflanzen des südlichen Verbreitungsgebiets einen neuen Namen benötigen würden (vielleicht ja "G. sanluisense", ein bisher unbeschriebener Handelsname für diese Pflanzen).

Der nächste Verwandte von Gymnocalycium capillaense ist wahrscheinlich Gymnocalycium calochlorum, zumal beide der Untergattung Gymnocalycium angehören. T. Strub (in Schütziana Vol.2.2 (2011)) zeigt zudem Jungpflanzen der beiden Arten und weist dabei auf deren Ähnlichkeit hin (und zusätzlich auf die fehlende Veränderung der Bedornung gegenüber adulten Pflanzen bei Gymnocalycium calochlorum - man könnte dabei glatt den Eindruck bekommen, Gymnocalycium calochlorum sei lediglich eine im Jugendstadium verbleibende Variante von Gymnocalycium capillaense). In Kultur ist die hier vorgestellte Art problemlos, wobei eine regelmäßige Wasserversorgung in der Wachstumszeit das Wohlbefinden der Pflanzen fördert (jedoch sollte das Substrat nicht dauerhaft nass sein). Als Substrat wird eine überwiegend mineralische Mischung mit nur geringen Lehm- und Humusanteilen empfohlen. Stauhitze ist zu vermeiden. Gymnocalycium capillaense lässt sich auch am Zimmerfenster erfolgreich kultivieren und zur Blüte bringen. Die Bilder 13-15 zeigen eine Pflanze aus unserer Sammlung, welche die Feldnummer BKS 95/156 (Cruz de Cana, Cordoba) trägt.

(*) Allerdings betrifft dies wirklich nur die Vorkommen westlich von Taninga. Jenes Vorkommen östlich von Taninga, welches in Schütziana Vol.2.2 (2011) auf S. 59 (Fig. 82) ebenfalls mit "var. mucidum" bezeichnet wird, gehört (gemäß Fig. 94 in Schütziana Vol.2.2 (2011), S. 62) zu Gymnocalycium capillaense (siehe die hier gezeigten Bilder 9 + 10). Gleiches gilt vermutlich auch für das in Schütziana Vol.2.2 (2011) auf S. 59 (Fig. 82) mit "var. mucidum" bezeichnete Vorkommen in der Umgebung von Cienaga del Coro, jedoch geht T. Strub in seinem Artikel auf diese Feldnummer leider nicht weiter ein.

Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 313; G. Charles (2009), S. 78 ff.; D. Hunt (2006), S. 127 (Abb. 272.1); KuaS 4/2017, Karteikarte 2017/08; D. Metzing (2012), S. 113; J. Pilbeam (1995), S. 53 f., S. 62, S. 140 f. + S. 145 f.; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 64, S. 71 + S. 72; Schütziana Vol.2.2 (2011), S. 27 ff.;