Agave chiapensis (Jacobi 1866)

 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Agave chiapensis var. major, Agave teopiscana;
Heimat: Mexiko; zentr. Chiapas (evtl. auch in Oaxaca, siehe unter Bemerkungen); in den Bergen bei San Cristobal de las Casas ("A. teopiscana" zwischen San Cristobal de las Casas und Teopisca), auf felsigen Hängen und Felswänden (Kalkstein) in ca. 2000m-2750m Höhe (evtl. auch westl. von Navenchauc in ca. 1800m Höhe, siehe unter Bemerkungen);
Wuchsform: einzeln oder häufig sprossend, im Alter manchmal einen kurzen Stamm ausbildend, Rosetten kompakt bis offen, oft sehr symmetrisch, bis gut 1m im Durchmesser (jedoch häufig kleiner bleibend); mit zahlreichen Blättern, diese (glänzend) (hell-)grün bis (teils leicht bläulich-)graugrün, ei- bis spatelförmig, oberhalb der Basis verschmälert, darüber deutlich breiter (etwa in der Mitte am breitesten) und die Spitze kurz spitz zulaufend, (schräg) aufrecht bis (ältere Blätter) ausgebreitet, meist (leicht) nach oben (jedoch manchmal zur Spitze hin zusätzlich nach unten) gebogen (alte Blätter bisweilen gerade), die Oberseite flach bis leicht rinnig, glatt, die leicht welligen (bis gekerbten) Ränder mit zahlreichen, dreieckigen, bis zu 4mm großen, dicht stehenden, dunkelbraunen bis grauen Randzähnen besetzt (manche Pflanzen mit weniger, dafür mehr pfriemlichen und bis zu 1cm großen Randzähnen, siehe unter Bemerkungen), in einen recht kräftigen, bis zu 3,5cm langen, geraden oder leicht hin- und hergebogenen, auf der Oberseite deutlich eingekerbten, dunkelbraunen bis grauen Enddorn auslaufend, bis 60cm lang und bis 16cm breit;
Infloreszenz: aufsteigend bis aufrecht, ährig, mit langem Schaft, die Blüten im oberen Drittel bis Viertel (bei "A. teopiscana" immer zu zweit aus von mehreren, unterschiedlich großen Brakteen verdeckten und nur manchmal zu kurzen Stielen verlängerten "Augen" entspringend), bis 3,5m hoch;
Blüte: grün bis gelb (bei "A. teopiscana" mit grünlichen Mittelstreifen und zum Rand hin weißlich), außen teils rötlich bis purpurn überhaucht, mit großen, gelben bis purpurnen Staubbeuteln, trichterförmig, mit grün(lich)er Röhre, bis 7cm lang; die Blüten werden (u. a.) von Kolibris bestäubt;
Frucht: eiförmig bis länglich-oval (bei "A. teopiscana" mehr dreieckig), spitz zulaufend, bis ca. 3cm lang und bis ca. 1,5cm im Durchmesser; Samen schwarz, halbkreisförmig, mit kleinen "Randflügeln", bis 5mm lang und bis 4mm breit;
Bemerkungen:

Die hier vorgestellte, recht attraktive, jedoch bisher relativ schlecht erforschte Art ist vermutlich nahe mit Agave warelliana verwandt (*). Diese sehr ähnliche Art unterscheidet sich jedoch (u. a.) durch die größeren Rosetten mit längeren Blättern, deren nur ca. 1mm großen Randzähne enger stehen und aus einem bräunlichen bis rötlichen Blattrand entspringen, sowie durch den bis zu 5m hohen Blütenstand und die längeren Blüten (wobei hinzuzufügen ist, dass Agave warelliana 1877 von Baker anhand einer Kulturpflanze beschrieben wurde und dass bis heute kein natürliches Vorkommen dieser Art bekannt ist). Besonders als Jungpflanze ist auch Agave mitis ähnlich. Diese unterscheidet sich jedoch von der hier vorgestellten Art (u. a.) durch die (bei erwachsenen Pflanzen) weniger blattreichen Rosetten mit etwas schmäleren Blättern (nur bis 13cm breit), die weißlich bis rötlich gefärbten Randzähne, den kürzeren (nur bis 2cm langen) und weniger kräftigen Enddorn, die kürzeren Blüten (nur bis 6cm lang) und das deutlich weiter nördlich gelegene Verbreitungsgebiet (in Hidalgo, San Luis Potosi und Tamaulipas).

Die Ähnlichkeit zu den beiden genannten Arten entsteht auch durch die kleinen Randzähne, welche die Blattränder aller drei Arten zieren. Allerdings berichtet H. S. Gentry (2003), dass westlich von Navenchauc Pflanzen vorkommen, die der hier vorgestellten Agave chiapensis sehr ähnlich sehen, jedoch weniger und zugleich deutlich größere und kräftigere Randzähne aufweisen. Er übernimmt diese Beobachtung gar in seine Beschreibung der Art, schreibt aber in den Exsiccatae der Polycephalae (**), dass die Einordnung dieser Pflanzen bei Agave chiapensis unsicher ist ("questionably assigned here"; H. S. Gentry (2003), S. 233). Nach T. Boeuf et al. (2017) soll Agave chiapensis nicht nur im zentralen Chiapas, sondern auch in Oaxaca vorkommen. Leider findet sich in der uns bekannten Literatur nichts Genaueres, weshalb wir diese Aussage nicht nachprüfen können. Zudem erwähnt T. Boeuf et al. (2017), dass die Rosetten der hier vorgestellten Art nach der Blüte nicht absterben, sondern sich teilen, sprossen und so dichte Gruppen entstehen (T. Boeuf et al. (2017), S. 38).

In Kultur sollte Agave chiapensis, entsprechend ihrer Herkunft, sehr warm und womöglich auch leicht halbschattig stehen. Sie benötigt zudem eine regelmäßige Wasserversorgung. Frost sollten die Pflanzen besser nicht ausgesetzt werden. Die Fotos zeigen eine in der SSZ fotografierte und mit "Agave aff. chiapensis" bezeichnete Pflanze. (Ein Artikel über eine in Kultur zur Blüte gekommene "Agave aff. chiapensis" findet sich in Avonia-News 5/2010, S. 8 ff..)

 

(*) Auch die Studie von K. C. Gil-Vega et al. (in P. Colunga-Garcia Marin et al. (Hrsg.) (2007)) stützt diese Annahme.

(**) Wobei F. Hochstätter (2015) die Bezeichnung "Polycephalae" aus nomenklatorischen Gründen für falsch hält und durch den Namen "Micracanthae" ersetzt (F. Hochstätter (2015), Abs. I, S. 17 f.).

Literatur: T. Boeuf et al. (2017), S. 38; P. Colunga-Garcia Marin et al. (Hrsg.) (2007), S. 23 ff.; U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 21; H. S. Gentry (2003), S. 224 ff.; T. Heller (2003), S 70 f.; F. Hochstätter (2015), Abs. IX, S. 4; KuaS 11/2001, S. 294; An. Inst. Biol. de UNAM (1972), 43(1), S. 51 ff.;