Agave ocahui var. longifolia (H. S. Gentry 1982)

 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Agave ocahui ssp. longifolia;
Heimat: Nördl. Mexiko; zentr. und östl. Sonora; im Bergland zwischen Matape und Sahuaripa in einzelnen, weit verstreuten Populationen, auf steinigen Hängen, teils direkt auf Fels (vulkanischen Ursprungs, aber auch auf Kalkstein), in ca. 450m-1400m Höhe;
Wuchsform: einzeln, einen kurzen, dicken Stamm ausbildend, (eher) offen, bis ca. 90cm hoch und bis ca. 1,8m im Durchmesser; mit zahlreichen Blättern, diese (dunkel-)grün (bei Trockenheit oder / und besonders intensiver Sonneneinstrahlung bisweilen gelblich-grün bis (insb. wenn in Blüte) rötlich) mit winzigen, hellen, teils zu Linien verdichteten Punkten (die Linien entstehen vermutlich durch den (leichten) Knospenabdruck der umgebenden Blätter während der Entwicklung innerhalb der zentralen Blattknospe), linealisch-lanzettlich (an der Basis am breitesten), (schräg) aufrecht bis ausgebreitet, gerade oder (leicht) nach oben oder unten und manchmal sichelförmig zur Seite gebogen, (fast) steif, glatt, die Ränder (fast) gerade und mit einer schmalen, anfangs (rötlich-)braunen und später vergrauenden Randleiste (Randzähne sind nicht vorhanden), in einen eher schwachen, ziemlich brüchigen, aber trotzdem stechenden, bis 2cm langen, anfangs bräunlichen und später vergrauenden Enddorn auslaufend, bis 80cm (selten bis 90cm) lang und bis 3cm breit;
Infloreszenz: aufsteigend bis aufrecht, ährig, der Schaft mit zahlreichen, schlanken, papierartigen Brakteen und die obere Hälfte bis obere Zweidrittel dicht mit zahlreichen, sehr kurzen "Zweigen", die je 2 waagrecht abstehende Blüten tragen, bis 4,5m hoch;
Blüte: gelb, schlank trichterförmig, bis 4cm lang; die Blütezeit am heimatlichen Standort beginnt im April und reicht bis in den Juli hinein;
Frucht: leicht gelblich bis rötlich, eiförmig mit einer kleinen Spitze, bis 1,5cm lang und bis 8mm im Durchmesser; Samen (mehr oder weniger) halbkreisförmig, vergleichsweise dick, bis 2,5mm lang und bis 1,7mm breit;
Bemerkungen:

Die hier vorgestellte Varietät unterscheidet sich von der Typvarietät durch den kräftigeren Stamm und die größere, jedoch weit weniger kompakte Rosette mit deutlich längeren Blättern (diese 60cm-90cm lang). Ihr Verbreitungsgebiet liegt im zentralen und östlichen Sonora und überschneidet sich mit dem der Typvarietät. Anfangs dachte man, die nun als var. longifolia beschriebenen Pflanzen seien lediglich ungewöhnliche Exemplare der Typ-Form, die sich an abweichende, ökologische Bedingungen des Standorts oder schlicht an ein schattigeres Plätzchen angepasst haben. Jedoch stellte H. S. Gentry fest, dass sich unter gleichen Bedingungen kultivierte Pflanzen der var. longifolia nicht mit der Zeit der Typ-Form angleichen. Somit müssen die Pflanzen auch genetisch von der Typ-Form abweichen, weshalb H. S. Gentry sie im Jahr 1982 als eigene Varietät beschreibt (vgl. H. S. Gentry (2003), S. 78 f.) (*).

Wie die Typvarietät dürfte auch Agave ocahui var. longifolia mit Agave chrysoglossa und Agave vilmoriniana verwandt sein, von welchen sie sich jedoch durch die kürzeren Blüten mit kleinen Staubbeuteln auf langen Staubfäden unterscheidet. Zudem haben die Blätter mehr und kräftigere Fasern (H. S. Gentry (2003), S. 78 f.). H. S. Gentry (2003) ordnet alle drei genannten Arten (inklusive beider Varietäten von Agave ocahui) der Sektion Amolae zu, U. Eggli (Hrsg.) (2001) hingegen den Serrulatae und F. Hochstätter (2015) den Nizandensae (**). Nach H. S. Gentry (2003) enthalten die Blätter von Agave ocahui var. longifolia zudem Sapogenine (besonders Smilagenin) (H. S. Gentry (2003), S. 65).

Agave ocahui var. longifolia ist nur sehr selten in Kultur (wenn, dann wird meist der kleineren und deutlich attraktiveren Typvarietät der Vorzug gegeben). Entsprechend konnten wir keine speziellen Kulturhinweise für die hier vorgestellte Varietät finden. Wir gehen aber davon aus, dass die für Agave ocahui var. ocahui gegebenen Hinweise auch für Agave ocahui var. longifolia gelten (siehe dort).

 

(*) H. S. Gentry (2003) weist extra darauf hin, dass es wegen der sich überschneidenden Verbreitungsgebiete nicht gerechtfertigt ist, Agave ocahui var. longifolia als Unterart zu beschreiben (H. S. Gentry (2003), S. 78 f.). Trotzdem kombiniert F. Hochstätter (2015) Agave ocahui var. longifolia entsprechend um, jedoch ohne diesen Schritt zu begründen (F. Hochstätter (2015), Abs. VIII, S. 25) - weshalb wir ihn hier nicht akzeptieren und daher "A. ocahui ssp. longifolia" als Synonym führen.

(**) Eine Sektion, die erstmals von B. Ullrich ins Leben gerufen wurde, aber in dessen Form von U. Eggli (Hrsg.) (2001) nicht anerkannt wird (siehe U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 5). F. Hochstätter (2015) emendiert die Sektion und ordnet ihr sehr verschiedene Arten (neben den bereits genannten Arten: Agave gilberti, Agave manantlanicola, Agave nizandensis, Agave spicata und Agave vazquezgarciae) zu (F. Hochstätter (2015), Abs. I, S. 13). Ob die Emendierung der Sektion nomenklatorisch korrekt ist, vermögen wir nicht zu beurteilen, aber dass die Arten, die F. Hochstätter seiner Sektion "Nizandensae" zuordnet, tatsächlich nahe miteinander verwandt sind, halten wir für äußerst unwahrscheinlich.

Literatur: T. Boeuf et al. (2017), S. 89; U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 50; H. S. Gentry (1972), S. 72 ff. (Achtung: Die Angaben schließen Agave ocahui var. ocahui mit ein, da die hier vorgestellte var. longifolia von H. S. Gentry erst 1982 abgetrennt und als eigene Varietät beschrieben wurde.); H. S. Gentry (2003), S. 78 f., sowie Fig.s und Tables S. 64 ff.; F. Hochstätter (2015), Abs. VIII, S. 25; G. Starr (2012), S. 157 ff. (wobei sich die Angaben größtenteils auf Agave ocahui var. ocahui beziehen);