Agave nizandensis (L. Cutak 1951)

 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: keine;
Heimat: Südöstl. Mexiko; östl. Oaxaca; bei Nizanda, San Miguel Chimalapa und Santo Domingo Petapa auf steinigen Hängen mit kalkhaltigem Substrat und zwischen Kalkfelsen (teils in Felsspalten), als Unterbewuchs im Schatten von Büschen und Bäumen;
Wuchsform: einzeln oder häufig (durch Stolonen) sprossend, Rosetten klein, offen, aus wenigen Blättern bestehend, bis ca. 60cm im Durchmesser; ausgewachsen mit ca. 9-15 Blättern, diese grün mit hellem Mittelstreifen (bei Trockenheit oder sonnigerem Stand rötlich überhaucht), linealisch-lanzettlich, ausgebreitet (nur anfangs aufrecht), (mehr oder weniger) gerade bis (leicht) nach unten gebogen (wobei sich junge Blätter oft früh zur Seite biegen), die Oberseite flach oder leicht bis deutlich rinnig, biegsam bis brüchig, die Ränder mit winzigen, dreieckigen, weißlichen Randzähnen besetzt, in einen kleinen, konischen, bis 8mm langen, rötlich-braunen, nicht stechenden Enddorn auslaufend, bis 30cm lang und bis 3cm breit;
Infloreszenz: (mehr oder weniger) rispig, der Schaft mit bis zu 10cm langen, nach oben gerichteten, länglich-lanzettlichen und in einen kurzen, rötlich-braunen Enddorn auslaufenden Brakteen besetzt, sowie das obere Viertel mit mehreren, (sehr) kurzen (bis 1cm langen), oft zweigeteilten Zweigen, an deren Enden je 2-5 Blüten sitzen, bis 2m hoch;
Blüte: gelblich-grün bis hellgelb, trichterförmig, bis 4cm lang; nach F. Hochstätter (2015) liegt die Blütezeit im Juni und Juli;
Frucht: keine Beschreibung bekannt;
Bemerkungen:

Agave nizandensis ist eine sehr ungewöhnliche, klein bleibende Agave-Art, die in einem feucht-warmen Gebiet im südöstlichen Mexiko als Unterbewuchs zwischen Büschen und Bäumen wächst. Die Art ist so ungewöhnlich, dass man lange dachte, sie habe innerhalb der Gattung keine engeren Verwandten. Entsprechend unsicher sind sich die Autoren, wo genau Agave nizandensis innerhalb der Gattung einzuordnen ist. So schreibt H. S. Gentry (2003), dass Agave nizandensis dem Blütenstand nach der Untergattung Agave zuzuordnen sei, die Blätter aber den Arten der Untergattung Littaea ähnlicher seien (H. S. Gentry (2003), S. 75). Letztendlich ordnet er sie in die Gruppe der "Amolae" (Untergattung Agave) ein. U. Eggli (Hrsg.) (2001) erwähnt zudem einen (uns leider nicht vorliegenden) Artikel von B. Ullrich, in welchem dieser gar eine eigene Sektion ("Nizandensae") für Agave nizandensis aufstellt, die jedoch nicht anerkannt wird (U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 49). Trotzdem greift F. Hochstätter (2015) diesen Ansatz wieder auf. Er emendiert die Sektion (als Teil der Untergattung Littaea) und ordnet ihr sehr verschiedene Arten (neben der hier vorgestellten Art Agave chrysoglossa, Agave gilberti, Agave manantlanicola, Agave ocahui, Agave spicata, Agave vazquezgarciae und Agave vilmoriniana) zu (F. Hochstätter (2015), Abs. I, S. 13). Ob die Emendierung der Sektion nomenklatorisch korrekt ist, vermögen wir nicht zu beurteilen, aber dass die Arten, die F. Hochstätter seiner Sektion "Nizandensae" zuordnet, tatsächlich nahe miteinander verwandt sind, halten wir für äußerst unwahrscheinlich. Allerdings lässt sich dies auch nicht mit letzter Sicherheit ausschließen, denn die bisher einzige (uns bekannte) Untersuchung, die Hinweise auf verwandte Arten von Agave nizandensis gibt, ist die (sehr breit angelegte) DNA-Analyse von K. C. Gil-Vega et al. (in P. Colunga-Garcia Marin et al. (Hrsg.) (2007)). Demnach ist die nächste Verwandte "Agave yuccaefolia" (ein Synonym von Agave spicata) - eine ebenfalls sehr ungewöhnliche Agave-Art unbekannter Herkunft, bei der T. Boeuf et al. (2017) darüber spekulieren, ob es sich dabei nicht um eine Hybride mit einer Art der Gattung Manfreda handelt (T. Boeuf et al. (2017), S. 115). Nahe verwandt ist zudem Agave filifera ssp. filifera. Jene drei Arten bilden im Dendrogramm von K. C. Gil-Vega et al. einen eigenen Zweig (P. Colunga-Garcia Marin et al. (Hrsg.) (2007), S. 33). Allerdings untersucht die Studie nur eine begrenzte Zahl an Agave-Arten (und leider keine weitere der Arten, die F. Hochstätter (2015) in seine Sektion Nizandensae einordnet), weshalb es möglich ist, dass es weitere, verwandte Arten gibt, die jedoch nicht Teil der Studie waren. Um die Einordnung von Agave nizandensis innerhalb der Gattung Agave endgültig zu klären, bedarf es daher weiterer Untersuchungen.

Nach F. Hochstätter (2015) ist Agave nizandensis in ihrer Heimat extrem selten. Offenbar gibt es nur wenige, kleine Populationen - verstreut über ein vergleichsweise kleines Verbreitungsgebiet - weshalb er die Art als gefährdet einstuft (F. Hochstätter (2015), Abs. VIII, S. 23).

In Kultur bevorzugt Agave nizandensis einen warmen und vor intensiver Sonneneinstrahlung geschützten Platz. Entsprechend ihrer Herkunft verträgt die Art keinen Frost. Zudem sollten die Pflanzen auch im Winter nicht zu trocken stehen (T. Boeuf et al. (2017), S. 86). In unserer Sammlung überwintern Jungpflanzen bereits mehrere Jahre lang bei Temperaturen von 5°C-8°C und vereinzelten Wassergaben - bisher ohne Probleme.

Literatur: T. Boeuf et al. (2017), S. 86; P. Colunga-Garcia Marin et al. (Hrsg.) (2007), S. 23 ff.; CSJ 23/1951, S. 143 ff.; U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 49; H. S. Gentry (2003), S. 75; F. Hochstätter (2015), Abs. VIII, S. 23;