25.11.10 (Tag 11) - Im Richtersveld National Park, Tag 1:
Mit der Dämmerung geht unsere erste Nacht in der Wildnis zu Ende. Schon kriecht die Sonne über die Berge - und wir aus dem Zelt. Wir beeilen uns mit den Frühstücksvorbereitungen, schließlich wollen wir die kühlen Morgenstunden dazu nutzen, um ein wenig die Umgebung zu erkunden. Aber ... war da nicht gerade eine Bewegung hinter unserem Auto?
Und da!? St(r)eckt da nicht ein Affe neben uns im Baum ...?
Von Minute zu Minute werden es mehr. Eine ganze Horde grüner Meerkatzen trollt sich hinter uns den Berghang hinunter, um zu den Bäumen am Flußufer zu gelangen - und auch zu der Akazie, unter der wir unser Nachtlager aufgeschlagen haben. Offenbar ist dies einer ihrer Frühstücksbäume, denn geflissentlich ritzen die Tiere an mehreren Stellen die Rinde des Baums an und schlecken sich das austretende Harz von den Fingern.
Neugierig beobachten wir die Gruppe (und sie uns), während wir nach und nach unser eigenes Frühstück vorbereiten und zu uns nehmen. Zum Glück sind die Tiere recht schüchtern (mit Pavianen wäre das keine gute Idee gewesen), und so können wir ungestört futtern. Allerdings war es wirklich schwer, dem flehenden Blick eines rangniederen Weibchens zu widerstehen, das von den anderen nicht auf den Baum gelassen wurde. Aber wenn wir ihr etwas gegeben hätten, hätten die anderen es ihr sicher abgejagt ...
Schließlich packen wir unsere Frühstückssachen wieder zusammen und ... Sekunde, war da nicht gerade ein Geräusch im Auto? Da sitzt doch tatsächlich einer der Jungs auf der unteren Ladeklappe und versucht, mit seinen spitzen, langen Fingern den Müllbeutel aufzuknoten. Als er uns erblickt, springt er jedoch sofort heraus. Wenig später trollt sich die Bande und wir können in Ruhe unsere Rucksäcke packen. Mit leichter Verspätung machen wir uns schließlich auf den Weg.
Wir folgen dabei einem ausgetrockneten Bachlauf "bergan". Sehnsüchtig blicken wir die Berghänge empor, immer auf der Suche nach interessanten Pflanzen. Viel ist jedoch nicht zu entdecken - weder Aloen, noch andere Pflanzen. Eine kleine Cleome (C. foliosa var. lutea) streckt uns ihre hübschen Blüten entgegen. Zudem finden sich auf den Hängen vereinzelt Büsche von Euphorbia virens.
Etwas später erreichen wir eine Stelle des Bachbetts, wo sich ab und an ein wenig Wasser zu sammeln scheint. Eine kleine Oase Binsen- und Ginster-artiger Pflanzen fristet hier ihr karges Dasein. Nicht weit davon entfernt entdecken wir zudem einige Aloe gariepensis in den Hängen. Die meisten sind recht klein, vermutlich noch Jungpflanzen.
Gegen 9:30 Uhr beschließen wir, wieder umzudrehen, denn die Temperaturen sind inzwischen derart, dass jeder Schritt zur Qual wird. Eine knappe Stunde später machen wir uns dann mit dem Auto auf den Weg. Unser Ziel ist das Richtersberg Camp. Eigentlich liegt es nur wenige Kilometer flußaufwärts, aber natürlich wollen wir den Tag zum "Sightseeing" Nutzen, und so wählen wir eine deutlich längere Strecke durch die Berge im Hinterland des Oranje.
Leider folgt die Fahrspur der Ebene zwischen den Bergen, sodass man diesen nur selten nahe kommt, und bei Temperaturen von deutlich über 40°C ist an ein Erklettern nicht zu denken. Immer wieder stoppen wir, um die lokale Pflanzenwelt zu erkunden, jedoch leider mit wenig Erfolg. Immerhin treffen wir auf eine recht interessante Aloe: Auf den ersten Blick sieht sie wie eine Aloe dichotoma (Aloidendron dichotomum) aus, aber ihre Blätter sind viel breiter und ihre Äste dicker und glatter als dies bei einer Aloe dichotoma (Aloidendron dichotomum) dieser Größe zu erwarten wäre. Womöglich handelt es sich bei dieser Pflanze um eine Hybride mit Aloe (Aloidendron) pillansii.
Am Fuß des Hügels stolpern wir dann über dieses Kuriosum: Eine Gurke (Cucumis rigidus) in der Wüste! Unglaublich. Einige der Pflanzen sind sogar noch in Blüte.
Später erklimmt die Straße dann doch noch einen kleinen Pass, in dessen Umgebung sich vereinzelt Mittagsblumen finden. Die meisten befinden sich in ihrer sommerlichen Ruhezeit. Nur sehr vereinzelt gibt es ein paar Blütchen zu entdecken.
Schließlich erreichen wir das Richtersberg Camp. Dieses ist wesentlich kleiner als De Hoop und eigentlich nicht viel mehr als ein kleines Fleckchen Gras zwischen dem Orange River und einem großen Schuttfächer, der sich von den Bergen herabzieht. Aber wir haben Glück: Wir sind vollkommen alleine hier, weshalb wir uns das Duschen sparen und stattdessen in den angenehm kühlen Fluss springen - und so den Tag ausklingen lassen.