27.11.10 (Tag 13) - Über Rosh Pinah nach Lüderitz:
Zügig packen wir am darauf folgenden Morgen unsere Sachen, schließlich gibt es auf der namibianischen Seite so viele interessante Aloe-Arten zu entdecken, dass wir keine Zeit vergeuden wollen. Voller Vorfreude verlassen wir das Camp in Richtung Sendelingsdrif - vorbei an mehreren Minen, die es hier leider auch innerhalb der Grenzen des Nationalparks gibt - bis uns ein leises, metallisches Klimpern Böses erahnen lässt. Leider finden wir bei einem ersten Check in Sendelingsdrif die Ursache nicht, weshalb wir uns dazu entschließen, wie geplant nach Namibia auszureisen. Die Formalitäten sind schnell erledigt und schon bald finden wir uns auf der kleinen Fähre wieder, die uns (mit unserem und einem weiteren Auto voll beladen) auf die namibianische Seite übersetzt.
Auch dort dauern die Formalitäten nicht lange. Wenn da nur dieses Klimpern nicht wäre, dass nach und nach immer lauter wird - und plötzlich verstummt. Ein Blick in den Rückspiegel offenbart Schlimmes: Offensichtlich hat unser Auto gerade ein größeres Metallteil verloren. Wir stoppen sofort und sammeln das gute Stück auf. Es entpuppt sich als ein Blatt der Blattfeder der rechten Hinterradaufhängung. Eine genauere Untersuchung zeigt zudem, dass ein zweites Federblatt ebenfalls gebrochen ist.
Allerdings haben wir Glück im Unglück, denn die Bruchstellen sind seitlich neben der Achse, sodass die Achse selbst noch auf allen sieben Federblättern ruht. Nach Rücksprache mit unserem Autovermieter dürfen wir schließlich weiterfahren - allerdings nicht mehr offroad. Was uns der Techniker jedoch nicht beantwortet, ist die Frage, ob damit auch Schotterpisten gemeint sind.
Vorsichtig tasten wir uns vorwärts, bis wir kurz vor Rosh Pinah Teer erreichen. Erleichtert beschließen wir, das Auto erstmal abzustellen und den nächstgelegenen Berg nach Pflanzen abzusuchen - schließlich wollen wir uns durch das kaputte Auto nicht den Urlaub vermiesen lassen. Dazu müssen wir zunächst die Abraumhalde einer Mine umgehen, bis wir endlich den ersten, unberührten Hang erreichen. Schon auf den ersten Felsen finden wir erneut Aloe gariepensis. Zudem ist der Hang mit zahlreichen Jungpflanzen von Pachypodium namaquanum bestanden, alle zwischen 10cm und maximal 25cm groß. Dies ist insofern kurios, als dass wir auf dem gesamten Hang keine einzige Altpflanze erspähen, die für die Samen gesorgt haben könnte.
An einer jungen Baumaloe vorbei (bei der wir uns nicht ganz sicher sind, ob es sich dabei um Aloe dichotoma (Aloidendron dichotomum) oder Aloe (Aloidendron) pillansii handelt) folgen wir einem schluchtartigen Einschnitt bergan. Der Blick hinunter in die Ebene zeigt uns mal wieder die tiefen Wunden, die der Bergbau hier in der Wüste hinterlässt.
Dafür wird die Pflanzenwelt zunehmend interessanter. Neben einigen größeren Pachypodium namaquanum - hier haben sie sich also versteckt! - treffen wir erneut auf Aloe (Aloidendron) pillansii. Daneben findet sich (u. a.) eine interessante Euphorbia ...
... sowie dieser hübsche, kleine Adromischus (wahrscheinlich A. filicaulis ssp. filicaulis).
Leider können wir nicht den ganzen Tag lang den Kopf in den Sand stecken. Also kehren wir um und gehen zurück zum Auto. Unsere Gedanken drehen sich weiterhin um die Frage, was denn nun "offroad" ist und was nicht? Wir entscheiden uns schließlich dafür, auf Nummer sicher zu gehen und uns nur noch auf geteerten Straßen zu bewegen. Leider bedeutet dies zugleich, dass wir unsere gesamte Reiseplanung über den Haufen werfen müssen. Keine Suche nach Aloe erinacea und Aloe pachygaster, kein Fish River Canyon und auch keine Übernachtung in Rosh Pinah. Als Alternative bleibt uns nur, nach Lüderitz zu fahren. Missmutig steigen wir in das Auto und gurken los.
Natürlich halten wir weiterhin Ausschau nach Aloen, doch leider mit wenig Erfolg. Aloe ramosissima (Aloidendron ramosissimum) und Aloe gariepensis sind die beiden einzigen Arten, die wir aus dem fahrenden Auto heraus zu erspähen vermögen.
Weiter nördlich verlassen wir schließlich das Verbreitungsgebiet von Aloe ramosissima (Aloidendron ramosissimum) und auch Aloe gariepensis sehen wir immer seltener, da die Straße nun der Ebene folgt statt sich den Felshängen rechts oder links davon zu nähern.
Nach vielen, vielen Kilometern erreichen wir schließlich das kleine Örtchen Aus. Die Vegetation sieht hier wieder etwas interessanter aus, aber wir haben uns ja für Lüderitz als Ziel entschieden. Also biegen wir ab und folgen der B4 gen Westen.
Mit jedem Kilometer wird die Vegetation nun spärlicher und der Boden sandiger: Wir queren die südliche Namib.
Kurz vor Lüderitz quert die B4 gar die Ausläufer eines größeren Dünenfeldes.
Schließlich erreichen wir Lüderitz. Wir entscheiden uns für ein wenig Luxus und mieten uns ein Zimmer in einem Hotel - das wir prompt billiger bekommen, nachdem der nette Herr an der Rezeption unser Äußeres in Augenschein genommen hat. Zugegeben, wir sehen nach 3 Tagen im Richtersveld nicht gerade so aus, als ob wir uns den Orginalpreis hätten leisten können. Ehrlich gesagt sind wir schon froh, dass er uns überhaupt ein Zimmer gibt. Dankbar nutzen wir die Möglichkeit, endlich wieder richtig duschen zu können. Mit frischen Klamotten machen wir uns anschließend auf den Weg hinunter zum Pier, wo wir mit einem leckeren Abendessen und einem Gläschen Wein den Tag ausklingen lassen.